Sonntag, 13. Dezember 2015

Besinnliche Tage stehen an



Graue und kalte Wintertage laden zum Kerzenlicht auf die Couch mit würzigem Tee und einem guten Buch ein, oder laden auf die Yogamatte mit besinnlichen Fragen und Zeit zum Fühlen und Nachdenken ein. 
Dabei kann eine tiefe innere Nähe entstehen. Eine gute Gelegenheit sich selbst in Freundschaft zu erleben, so manchen inneren Streit beizulegen, Mit-sich-unzufrieden-sein in Verständnis zu verwandeln, eigene Unzulänglichkeiten mitfühlend zu betrachten, eingeschlichenen Selbstzweifeln energisch Einhalt zu gebieten und Unsicherheiten in Selbstvertrauen aufzulösen. Ich selbst gönne mir diese Zeit mit größtem Genuss :)

Samstag, 14. November 2015

Was gut und richtig ist.

In der Yogapraxis erlebe ich mich selbst so intensiv wie selten. 
Ich genieße jede Empfindung und jedes Gefühl. Auftauchende Schmerzen sind für mich wegweisend für mein Handeln. Gedankenknäuel lösen sich und machen einer feinen Wahrnehmung Platz. Jede Position dehnt und kräftigt meinen Körper, vertieft meine Atmung und lässt mich vom Alltagsgeschehen entspannen und wieder wohlfühlen. In der Stille angekommen, zeigt sich mir eine andere Wirklichkeit, meine Wirklichkeit. Dort ist alles gut und richtig, bin ich mit allem verbunden. 
Es ist über die Jahre für mich lebensnotwendig geworden mich so mit mir eins zu fühlen. Diese Erfahrung möchte ich gerne mit meinem Yogawissen weitergeben :) in den laufenden Yogakursen in Frankfurt.
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Mittwoch, 21. Oktober 2015

Eine gelassene Haltung




Ein Bauer lebt zufrieden in einem Dorf. Seine Nachbarn beneiden ihn, weil er als einziger ein Pferd besitzt, das ihm bei der Arbeit hilft.
„Du hast es gut.“ Sagen sie oft zu ihm.
„Für irgendwas wird’s gut sein.“ Antwortet er.
Eines Morgens geht er zur Weide und muss feststellen, dass das Pferd verschwunden ist.
„Da hast du aber Pech.“ Schütteln die Nachbarn bedauernd den Kopf.
„Für irgendwas wird’s gut sein.“ Antwortet er wieder.
Nach drei Tagen sieht der Bauer morgens am Horizont eine Staubwolke näher kommen. Sein Pferd kommt heran galoppiert, gemeinsam mit vier Stuten.
„Du hast aber Glück. Jetzt hast du nicht nur ein Pferd, sondern sogar fünf Pferde.“ Die Nachbarn schauen neidisch zu ihm herüber.
„Für irgendwas wird’s gut sein.“ Ist das einzige, was er erwidert.
Nach einiger Zeit geschieht ein großes Unglück. Sein Sohn fällt auf dem Acker in einen Abgrund und bricht sich beide Beine.
„So ein Pech. Jetzt kann dir dein Sohn gar nicht mehr helfen, und du musst alles alleine machen.“ Alle sind sich einig, dass das ein wirklich schwerer Schicksalsschlag ist.
„Für irgendwas wird’s gut sein.“ Mehr sagt der Bauer nicht.
Dann verändert sich die Stimmung im Land, die Armee wird mobil gemacht. Alle jungen Männer werden ins Heer eingezogen und müssen in den Krieg ziehen. Alle im Dorf sind tief betrübt.
„Was hast du doch für ein Glück, dein Sohn muss nicht in den Krieg ziehen.“ Viele junge Männer kommen nicht wieder. Die Nachbarn, deren Söhne im Krieg gefallen sind, schauen den Bauern verzweifelt und böse an. „Das ist nicht gerecht.“
Auch jetzt sagt der Bauer nur. „Für irgendwas wird’s gut sein.“

Eine wahrhaft yogische Haltung. Es gibt viele Dinge in unserem Leben, die wir in die Hand nehmen und ändern und verbessern können. Es gibt aber auch vieles, das wir nicht ändern können. In solchen Situationen hilft diese innere Haltung. Ich erlebe sie auf meiner Yogamatte :)


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Dienstag, 1. September 2015

Ich war’s nicht



Ich erinnere mich an meine Zeit als Sozialarbeiterin, da ich in einem Stadtteilladen gearbeitet habe. Es galt ein Straßenfest zu organisieren. Bei den Vorbereitungen halfen alle mit, und es ging dabei oft hoch her. Meist war es lustig und relativ friedfertig. Aber einmal entstand doch Streit zwischen zwei Jugendlichen, die sich anbrüllten und gegenseitig bedrohten. Einer der beiden griff nach einem Gegenstand, unglücklicherweise ein Becher aus Ton, und warf ihn dem anderen vor die Füße. Der Becher zersprang auf dem Steinboden in viele Teile. Alle waren erst mal entsetzt, und dann erbost. Einige wollten die Situation beruhigen und sprachen denjenigen an, der den Becher geworfen hatte: „Jetzt hol‘ endlich die Kehrschaufel und feg‘ die Scherben weg.“ Blitzschnell kam die Reaktion. „Wieso ich denn? Ich war’s ja gar nicht.“ Wir schauen perplex auf, hatten wir doch grad eben noch gesehen, wie er den Becher zertrümmerte. Unfassbar. „Aber wir haben doch gesehen wie du den Becher geworfen hast.“ „Ich war’s nicht.“ Wiederholt der Junge. Egal, was wir sagten, der Junge blieb dabei. Er war’s nicht. Der junge wollte keine Schuld haben. In seinem noch kindlichen Denken hatte er keine Schuld, weil er sich vom anderen provoziert fühlte. Also war der andere schuldig.

Es ist so schwer für sich selbst und das eigene Handeln Verantwortung zu übernehmen, zumal das ja kaum noch einer tut. In der Politik nicht, im Straßenverkehr nicht, im Büro nicht. Und wir verwechseln Verantwortung mit Schuld. Während Schuld ein Verstoß gegen Regeln ist und meist irgendeine Strafe nach sich zieht, meint Verantwortung ein Standhalten in Situationen, in denen es gilt, eine Lösung bzw. eine Antwort zu finden.

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Freitag, 14. August 2015

Niklas ist schuld



Für den Verstand ist es schwer etwas hinzunehmen oder zu akzeptieren, wenn er nicht versteht, wenn etwas nicht in sein System passt, wenn für ihn Situationen unerwartet geschehen, oder wenn ihm für ihn verständliche Informationen fehlen. Dann verweigert er sich meist und läuft Gefahr zu blockieren. Oder er wendet einen seiner vielen Tricks an. 

Ein wohlbekanntes Beispiel: 

Im täglichen Wetterbericht werden nicht nur abenteuerliche Voraussagen gewagt, es wird auch von vergangenen Wetterphänomenen berichtet. Dabei ist immer häufiger von dramatischen Ereignissen, verheerenden Stürmen, massiven Regenfällen, unmenschlicher Trockenheit usw. die Rede. Für den verwöhnten, selbstverliebten und ich-gestaltenden Verstand ist es enorm schwer diese Zustände einfach nur hinzunehmen, ohne etwas daran ändern zu können. Leichter wird es für ihn, wenn jemand gefunden werden kann, der für das Unverständliche verantwortlich zu machen ist. Die Wetterfrösche zeigen uns wie’s geht. Sie geben dem Hoch- oder Tiefdruck, den Stürmen oder Orkanen einfach einen Namen. Und schon gibt es einen „Schuldigen“. Im März hieß der Schuldige „Niklas“. Pascal war Schuld an der Hitze von 40°. Aktuell heißen die Schuldigen „Eberhard“ und „Hildegard“. Seit 2002 vergibt der Wetterdienst Namen für Wetterlagen. In geraden Jahren für Hochdruckgebiete weibliche Namen und für Tiefdruckgebiete männliche Namen. Man kann sogar ein Wetterpate werden. Was für eine Gedankenkonstruktion. 

Wir erschaffen die Welt, in der wie leben, mit unseren Gedanken, unseren Wünschen und unseren Erfahrungen. Ein kultivierter und geschulter Verstand hilft uns dabei. Manchmal mehr, manchmal weniger. Wenn uns etwas nicht gefällt, wir unser Verhalten oder unseren Blick nicht ändern wollen, wenden wir gerne ganz intelligent unterschiedlichste Tricks an, um die Dinge passend zu machen. So haben wir z.B. keine Schuld an den klimabedingten Wetterveränderungen, denn: Niklas ist schuld.

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Mittwoch, 20. Mai 2015

Kollektive Geduld


Vieles wird leichter, wenn man es nicht alleine erleben muss. So auch heute. Nichts geht mehr auf der Straße. Auto steht an Auto neben Auto. LKWs mit und ohne Anhänger, Miniautos und SUVs, Vans mit und ohne Firmenaufdruck, Fern- und Nahbusse. Fahrräder schlängeln sich zwischendurch. Menschen stehen dichtgedrängt und stoisch an den Haltestellen und in den Straßenbahnen, U- und S-Bahnen. Einzige Unterhaltung ist das Handy. Zum Musikhören, zum Nachrichtenlesen, zum Simsen und Whatsupen, zum Telefonieren. Aber man ist wenigstens nicht allein.