Sonntag, 15. Februar 2015

Welches ist meine Welt?




Stellen Sie sich vor, Sie sitzen alleine ruhig und entspannt und warm eingemummelt in einem Straßencafè. Vor Ihnen steht auf einem kleinen Tisch Ihr geliebter Milchkaffe mit einem Glas Wasser und einem Keks. Sie lassen Ihre Gedanken spazieren gehen und beobachten die Leute, wie sie vorbei schlendern. Am Nebentisch sitzen eine Frau und ein Mann. Beide sind gut gekleidet, ein bisschen alternativ vielleicht, wirken aber gepflegt. Sie wirken vertraut miteinander und sind im Gespräch. Mal halten sie ihren Kopf ganz nah beieinander und tuscheln, mal reden sie etwas lauter und scheinen zu diskutieren, mal sitzen sie still und schauen sich nur an. Während Sie zuschauen und ein wenig zuhören, die frische Luft spüren und den Kaffee genießen, beginnt ihre Phantasie deren Verhalten zu interpretieren, deren Mimik und Gestik mit Ihrer Erfahrung zu verknüpfen und mit unterschiedlichen Annahmen und Möglichkeiten auszuschmücken. In Ihrer Gedankenwelt entsteht eine komplette Geschichte, eine Liebesgeschichte, dessen Verlauf sie selbst bestimmen. Ihre Gedanken und ihr Gemütszustand erschaffen diese Geschichte. Wenn Sie sich gerade einsam und sehnsüchtig fühlen, werden Sie diese Geschichte wohl eher romantisch ausrichten. Vielleicht werden Sie die beiden aber auch beneiden und sich ärgern, weil die beiden etwas erleben, dass Sie selbst gerne erleben möchten. Dann werden Ihnen die beiden Menschen bald gar nicht mehr gefallen. Wenn Sie aber ausgeruht sind und sich zufrieden fühlen, werden Sie den Leuten wahrscheinlich ihr Zusammensein gönnen und sich an ihnen erfreuen.
Haben Sie das schon einmal bewusst erlebt?
Jeder Mensch erschafft mit den eigenen Gedanken eine eigene Welt, eine ganz eigene Wirklichkeit, die meist mit der Wirklichkeit des anderen wenig zu tun hat. Erst im direkten kommunikativen Austausch über die Ereignisse können wir eine gemeinsame Welt erschaffen. Dann brauchen wir keine Annahmen, Interpretationen oder Gerüchte mehr.
Es sind nur wenige Impulse über die Sinnesorgane nötig, um jederzeit neue Geschichten zu schreiben. Die Welt und das Fernsehen sind angefüllt mit solchen „Soaps“. Vorsicht ist geboten die eigene Welt als richtig und wahr darzustellen. Sie ist nur für Sie selbst wahr. 

kumud@web.de