Freitag, 14. August 2015

Niklas ist schuld



Für den Verstand ist es schwer etwas hinzunehmen oder zu akzeptieren, wenn er nicht versteht, wenn etwas nicht in sein System passt, wenn für ihn Situationen unerwartet geschehen, oder wenn ihm für ihn verständliche Informationen fehlen. Dann verweigert er sich meist und läuft Gefahr zu blockieren. Oder er wendet einen seiner vielen Tricks an. 

Ein wohlbekanntes Beispiel: 

Im täglichen Wetterbericht werden nicht nur abenteuerliche Voraussagen gewagt, es wird auch von vergangenen Wetterphänomenen berichtet. Dabei ist immer häufiger von dramatischen Ereignissen, verheerenden Stürmen, massiven Regenfällen, unmenschlicher Trockenheit usw. die Rede. Für den verwöhnten, selbstverliebten und ich-gestaltenden Verstand ist es enorm schwer diese Zustände einfach nur hinzunehmen, ohne etwas daran ändern zu können. Leichter wird es für ihn, wenn jemand gefunden werden kann, der für das Unverständliche verantwortlich zu machen ist. Die Wetterfrösche zeigen uns wie’s geht. Sie geben dem Hoch- oder Tiefdruck, den Stürmen oder Orkanen einfach einen Namen. Und schon gibt es einen „Schuldigen“. Im März hieß der Schuldige „Niklas“. Pascal war Schuld an der Hitze von 40°. Aktuell heißen die Schuldigen „Eberhard“ und „Hildegard“. Seit 2002 vergibt der Wetterdienst Namen für Wetterlagen. In geraden Jahren für Hochdruckgebiete weibliche Namen und für Tiefdruckgebiete männliche Namen. Man kann sogar ein Wetterpate werden. Was für eine Gedankenkonstruktion. 

Wir erschaffen die Welt, in der wie leben, mit unseren Gedanken, unseren Wünschen und unseren Erfahrungen. Ein kultivierter und geschulter Verstand hilft uns dabei. Manchmal mehr, manchmal weniger. Wenn uns etwas nicht gefällt, wir unser Verhalten oder unseren Blick nicht ändern wollen, wenden wir gerne ganz intelligent unterschiedlichste Tricks an, um die Dinge passend zu machen. So haben wir z.B. keine Schuld an den klimabedingten Wetterveränderungen, denn: Niklas ist schuld.

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